(Versnarr auf dem Olymp der
"Po"-esie)
Der Ewige Student
Es
wurde einmal in Dummershausen bei Luzern ein "Ewiger Student" geboren.
Zu Beginn seiner schulischen Kriechbahn schien ihm bereits das
Murmelspiel wichtiger als die Schulaufgaben und so wurde der
Pausenplatz und nicht das Klassenzimmer zum prägenden Lernfeld. Nicht
Schiller und nicht Goethe, sondern die Brachial-Ausdrücke des Abwartes
erhob er zum sprachlichen Leitmotiv.
Ein selten gesehener Gast war der chronische Zuspätaufsteher auch bei allen
offiziellen Schulanlässen der Luzerner Kantonsschule. Trotz grosser
Virtuosität und Schöpfungskraft in der Rechtschreibung lautete der
Standard-Ausruf seiner zur Verzweiflung getriebenen blonden
Deutsch-Lehrerin: "Du bist dermassen daneben, du gehörst nicht an diese
Schule!" Sie behielt Recht.
Nach siebenjährigem Schlafe an den Gestaden des Vierwaldstättersees belegte
er für einige Jahre die hinterste Sitzreihe der Universitäten Zürich
und Bern und bekam von geschätzten Mitstudenten den Übernamen
"Baudelaire". Mit diesem Ruhmestitel ehrten seine Kommilitonen wohl
eher seinen Lebenswandel als seine dichterischen Fähigkeiten. Als er
sich dennoch entschloss, aus Dankbarkeit für diese unverdienten
Lorbeeren eine musikalische Kostprobe zur geistigen Weiterentwicklung
Berns anzubieten, wagte es lediglich ein einziger, von Durst getriebener Leidensgenosse und mitfühlender
Exil-Luzerner das von seinen Duftnoten erfüllte Wirtshaus an der Aare
aufzusuchen. Gerührt von solchen musikalischen Erfolgserlebnissen in
der grossen weiten Welt, entschloss er sich spontan, in seinen
geliebten Heimatort zurückzukehren und durch ungewohnte Dissonanzen
auch das hiesige Publikum zu beglücken. Weit wichtiger als sein kakophonisches und "viel"- harmonisches Geklimper
ist allerdings sein katzenartiges Brunstgeheule. Seine eigenhändig
verfassten, schwachsinnigen Gedichtchen gibt dieser Versnarr stets
fortissimo zum Besten. Was immer sie im Schilde führen,
Familienfestchen oder Vereinsabend, Dinner for one oder
High-society-Party, gerne reichert er ihr Büffet mit ein wenig
gesungenem "Ton"- Salat oder einem dichterisch vorgetragenen
Buchstabensüppchen an. Immer hat er etwas Dummes für Sie im Töpfchen
und geht gerne auf Ihre Wünsche ein. Selbst für Schweigegeld ist er
stets empfänglich.